Stadt Hückelhoven

Feuerwehr

Geschichte

Die Geschichte der freiwilligen Feuerwehr in Kleingladbach

In Kleingladbach hat es wahrscheinlich zu allen Zeiten kleinere und größere Brände gegeben, die jahrhundertelang nach dem bürgerlichen Prinzip der Nachbarschaftshilfe bekämpft wurden. Im „Allgemeinen preußischen Landsrecht“ – nach dem Wiener Kongress 1815 war Kleingladbach eine preußische Gemeinde geworden – wurde gesetzlich bestimmt, dass jeder Bürger Dienste und Beiträge zu Gemeindearbeiten und anderen nachbarschaftlichen Pflichten leisten musste. Hierzu gehörte u.a. die Instandhaltung von Löschgeräten und Brandweihern sowie das Feuerlöschen im Dorfe und den dazugehörigen Wäldern. Die Organisation lag zur damaligen Zeit schon in den Händen der Gemeinde und so hatte diese auch für die Anschaffung von Löschgeräten zu sorgen. Für 120 Taler wurde bereits im Jahre 1841 ein Spritzenhaus gegenüber dem Siel bei der Steffensmühle gebaut. 1842 erhielten die Kleingladbacher ihre lang ersehnte erste Feuerspritze. Für 262 Taler, 17 Silbergroschen und 6 Pfennige fertigte sie ein Kupferschläger an und beendete damit die Zeit des mühsamen Löschens mit dem Ledereimer. Von 1815 bis 1911 mussten die Bürger bei zehn Bränden größeren Ausmaßes ihrer gesetzlichen und nachbarschaftlichen Pflicht nachkommen und den roten Hahn bekämpfen. Dieses grundsätzliche Verfahren änderte sich erst im Jahre 1911, als die heutige Wehr ihre Gründung in der Gaststätte „Zur Post“ vollzog.

Der Anlass der Wehrgründung

Gegenüber anderen Wehren, die vielfach nach einem großen Brand gegründet wurden, gab es in Kleingladbach wahrscheinlich mehrere Anlässe eine wirksame Brandbekämpfungstruppe aufzustellen. Zunächst war da jenes Brandhilfsgesetz von 1904, welches den Gemeinden die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr „empfahl“. Andernfalls, so der damalige Bürgermeister, müsse zwangsweise eine Pflichtfeuerwehr gebildet werden. Günstigen Einfluss auf eine Gründung nahm auch die Tatsache, dass bereits seit 1905 der Kreisfeuerwehrverband Erkelenz bestand, in den sich die neue Feuerwehr nur noch einzugliedern brauchte. Waren diese zwei Punkte eine schon länger vorhandene Voraussetzung für eine Gründung, so könnte der Scheunenbrand bei Jakob Horbach im Jahre 1911 der endgültig letzte Anlass gewesen sein eine Feuerlöschtruppe aufzustellen. Hierfür spricht auch, dass die Brüder Horbach Mitgründer waren und seinerzeit das Amt des Gerätewarts übernahmen. Kurioserweise machten ältere Mitbürger bei einer Befragung im Jahre 1961 die Einführung des elektrischen Lichtes 1911 für die Gründung der Wehr verantwortlich. Offenbar glaubte man damals, die neumodische Beleuchtung berge gegenüber der offenen Petroleumlampe eine größere Brandgefahr. Die Wahrheit ist wohl, dass die Feuerwehr ihre Existenz nicht nur der Elektrizität sondern einer Mischung aus allen genannten Tatsachen verdankt.

Die Jahre 1911 bis heute

Josef Aretz, Maurer Theo Jansen, Gärtner
Wienand Breuer, Wegewärter Franz Moll, Gastwirt
Anton Bocken, Drechsler Josef Moll, Bäckermeister
Karl Dörenkamp, Arbeiter Wilhelm Moll, Hilfspolizist
Johann Dederichs, Landwirt Konrad Peters, Arbeiter
Peter Felten, Malermeister Gottfried Schmitz, Gastwirt/Bierbrauer
Johann Gierlings, Schneidermeister Anton Schnitzler, Landwirt
Gottfried Gormanns, Putzer Anton Wirtz, Schlosser
Karl Hanspaul, Bergmann Heinrich Wienen, Landwirt
Heinrich Horbach, Gastwirt Anton Zumfeld, Sägearbeiter
Jakob Horbach, Schlosser

Dies sind die Namen derjenigen Männer, die sich im Jahre 1911 zur Freiwilligen Feuerwehr zusammenschlossen und den Feldhüter Wilhelm Moll zu ihrem ersten Feuerwehrhauptmann wählten.

Wilhelm Moll Brandmeister von 1911-1919 und 1926-1928 Dieses Amt bekleidete er bis 1919, wobei er mit ansehen musste, wie die meisten Kameraden in den Jahren 1914 bis 1918 zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Dies brachte die Wehr zwar in große personelle Schwierigkeiten, doch hatte man das Glück nur einen größeren Brand (1917) bekämpfen zu müssen. Das Ende des Krieges brachte, neben der Trauer um vier gefallene Kameraden, ein von den französischen Besatzungstruppen verhängtes Uniform-, Versammlungs-, Übungs- und Ausgehverbot sowie das erzwungene Ende des Feuerwehrhauptmannes Wilhelm Moll. Gleichzeitig mit den heimkehrenden Feuerwehrmännern, die die Wehr wieder aufleben ließen, übernahm Malermeister Peter Feiten 1919 deren Leitung. Während seiner Amtszeit hatte die Wehr nicht nur unter Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise zu leiden, die noch junge Feuerlöschtruppe musste sich auch mit einer einschneidenden Begrenzung der Mitgliederzahl, die vom französischen Militär verhängt wurde, auseinandersetzen. Mit der Stabilisierung der Wirtschaft im Jahre 1924 und dem Abzug der Besatzungstruppen 1926 konnte sich die Wehr durch den Eintritt vieler junger Männer wirkungsvoll verstärken. Die Truppe, auf stolze 27 Mitglieder angewachsen, stand nun für die nächsten zwei Jahre erneut unter der Führung des „alten“ Brandmeisters Wilhelm Moll, der wegen seines markanten Aussehens allgemein im Dorf „Hindenburg“ genannt wurde. Diesem, bei den Bürgern überaus beliebten Mann, folgten der Gärtner Theo Jansen (1928-1930) und der Maurerpolier Wilhelm Schöpgens (1930-1936),

 Theo Jansen Brandmeister von 1928-1930

Wilhelm Schöpgens Brandmeister von 1930-1936 bevor der Landwirt Peter Jennessen 1936 mit der Führung der Kleingladbacher Feuerwehr betraut wurde.

Peter Jennessen Brandmeister von 1936-1969

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann auch für die Feuerwehren des Kreises eine schwere Zeit, denn schon 1938 mussten die Wehren ihren Vereinscharakter aufgeben und den Kreisverband auflösen. Das hieß für die Kameraden nicht nur Verzicht auf die beliebten Kreisverbandsfeste und andere Annehmlichkeiten, sondern auch eine zunehmende Militarisierung ihrer Feuerwehr. Der zweite Weltkrieg

brachte dann das Ende der „alten“ Feuerwehr, weil fast die gesamte Mannschaft zum Kriegsdienst eingezogen wurde und Peter Jennessen sich aus der Jugend des Ortes eine neue Truppe zusammenstellen musste. Diese Jugendlichen bildeten nach Kriegsende die „neue“ Wehr, denn 13 ehemalige Kameraden hatten im Krieg ihr Leben gelassen. Das Feuerlöschwesen Im Kreis Erkelenz erholte sich schneller von dem Schock als noch 1919, denn die Militärregierung der Besatzungsmacht unterstützte die Bildung eines wirksamen Feuerschutzes durch Freiwillige Feuerwehren. Im Jahre 1948 wurden die hiesigen Wehren erneut Mitglied des neuen Kreisverbandes und gleichzeitig Mitglied des Deutschen Feuerwehrverbandes. Die Kleingladbacher Wehr bildete innerhalb der Großgemeinde Hückelhoven-Ratheim den Löschzug Kleingladbach. Die neu gebildete Gemeinde musste zunächst ihre Feuerwehren wieder ausrüsten, denn wie in Kleingladbach, so hatte man auch andernorts die Spritzenhäuser geplündert. Feuerspritzen waren unbrauchbar geworden, Schläuche als Pferdegeschirr und Ledereimer als Schuhsohlen verwendet worden. Die Ära der Motorspritze, mit der die Wehrmänner zu Übungen und auch zu drei großen Bränden ausrückten, endete erst im Jahre 1960. Die Gemeinde rüstete die drei letzten fahrzeuglosen Wehren Hilfarth, Millich und Kleingladbach mit jeweils einem kleinen Feuerwehrauto aus. Übrigens wurde das Kleingladbacher Fahrzeug erst 1980 außer Dienst gestellt! Im Juli 1961 feierte die Löschgruppe Kleingladbach ihr bis dahin größtes Fest. Zum 50jährigen Jubiläum wurde der Wehr die Ehre zuteil, das Kreisfeuerwehrverbandsfest auszurichten. Der Höhepunkt der dreitägigen Feierlichkeiten war der Umzug, der zahlreichen Gastwehren und Musikzüge aus dem gesamten Kreisgebiet, durch den festlich geschmückten Ort. Vom Erlös der Jubiläumsfeier erstanden die Kameraden eine Standarte, die den Wahlspruch „Gott zur Ehr‘, dem nächsten zur Wehr“, das Kleingladbacher und das Hückelhovener Wappen trägt. 1969, nach beachtlichen 33 Jahren Brandmeistertätigkeit, wurde Peter Jennessen, der im gesamten Kreisgebiet allerhöchstes Ansehen genoss, wegen Erreichung der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenbrandmeister ernannt. Sein Name bleibt mit dem Aufbau der Wehr nach 1945, deren Leitung durch die Wirren des Krieges und die Not der Nachkriegszeit, sowie deren Eingliederung in die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Hückelhoven-Ratheim verbunden.

Zum Nachfolger von Peter Jennessen wurde Unterbrandmeister Johann Peters gewählt, der nach einem Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Münster 1969 von Gemeindebrandmeister Kofferath zum Brandmeister befördert wurde.

Johann Peters Brandmeister von 1969-1994

1971 verließen die Wehrleute ihr Spritzenhaus an der Erkelenzer Straße (neben der Volksbank) und bezogen das heutige Gerätehaus am Amselweg, das von der Stadt großzügig errichtet wurde.

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung, in Anwesenheit von Stadtdirektor Bürger, Ehrenbrandmeister Jennessen, Altbrandmeister Schöpgens, Altgemeindebrandmeister Kofferath, den Vertretern des Rates und allen Feuerwehren der Stadt nahmen Herr Pfarrer Gerards und Herr Pastor Wegmann die Einsegnung des Gebäudes vor. Bürgermeister Dr. von Spies übergab die Schlüssel an Brandmeister Johann Peters und wünschte der Wehr eine positive Entwicklung im technischen und kameradschaftlichen Bereich. Die Tendenz der siebziger Jahre zu noch stärkerem Verbund der Wehren war 1973 verantwortlich für die Bildung des heutigen Kreisverbandes Heinsberg, aus den ehemaligen Kreisverbänden Geilenkichen-Heinsberg und Erkelenz, der seit 1905 bestand. Auch innerhalb der Stadt Hückelhoven wurden einige Wehren, mit dem Ziel größere Schlagkraft zu erreichen, zu Löschzügen zusammengefasst, die anfangs über Polizei und Feuermelder alarmiert wurden und seit 1978 von einer Funkleitzentrale in Hückelhoven geführt werden. Der neu geschaffene Kreisverband sorgte auch für eine rasche Entwicklung auf dem Gebiet der Ausbildungslehrgänge, die den technischen Anforderungen der Zeit gerecht werden. Mit ebensoviel Erfolg war er um eine ständige Verbesserung der Ausrüstung mit Geräten und Fahrzeugen bemüht. Auf Initiative von Brandmeister Peters kam 1978 ein Zusammenschluss der Wehren Kleingladbach und Altmyhl zustande, die seither in sehr guter Kameradschaft zu einer Einheit zusammengewachsen sind. In den 90ern wurde diese Verbindung jedoch wieder aufgehoben und die Altmyhler Kameraden wurden der Löschgruppe Ratheim angefügt. Im Jahre 1980 bekam die Wehr ein gebrauchtes LF8.

Im Jahre 1986 wurde die Leistung der Feuerwehr Kleingladbach in besonderem Maße auf die Probe gestellt, aber weniger im feuerwehrtechnischen sondern mehr im organisatorischen Sinne. Vom 13. bis 15. Juni 1986 wurde das 75jährige Bestehen der Löschgruppe in Verbindung mit dem Kreisfeuerwehrverbandsfest gefeiert. Nahezu 2000 Feuerwehrleute (so viele wie damals Einwohner in Kleingladbach) nahmen am Festumzug durch das Dorf teil. Das Jahr 1990 war ein sehr erfolgreiches Jahr.

Durch ernormen Einsatz des Löschgruppenführers Johann Peters wurde durch die Stadt Hückelhoven ein neues Fahrzeug angeschafft. Das alte LF 8 war in die Jahre gekommen. Bei einem Einsatz (Ölspur an der Palandstraße) musste sogar im abgestellten Fahrzeug ein Jugendfeuermann auf dem Fahrersitz Platz nehmen und das Gaspedal betätigen, damit das Fahrzeug nicht ausging.

Ein fabrikneues TLF 16/25 (siehe Bild unten) nahm den Platz des alten LF ein. Im Jahre 1994 kam es zu einem erneuten Führungswechsel in der Geschichte der Feuerwehr Kleingladbach. Johann Peters, der sehr viel für die Feuerwehr in Kleingladbach geleistet hat und auf Stadt- und Kreisfeuerwehrebene ein bekannter und geschätzer Feuerwehrmann war, wurde bei einer großen Feierstunde im Schaufenberger Jugendheim verabschiedet.